Pater Elbert

Pater Elbert

Erinnerung an Pater Elbert (1938–2020)


Das Foto, das Pater Elbert als Missionar (der Weißen Väter) in Ghana zeigt, hängt noch in der Küche des Pfarrhauses in Düppenweiler, einem 3000-Seelen-Dorf, in dem er Priester war. Pater Elbert war eine Ausnahmeerscheinung, Weltmensch, Mann Gottes, einer der seltenen, die dieses Prädikat verdienen. Er hatte sein Leben den Menschen geweiht. Gern sagte er, wie viel er empfangen durfte, auch als Missionar in Afrika, wo er den Menschen voller Achtung für ihre Kultur begegnete.


"Eine Ära ist zu Ende." – das Wort eines der Priester, die seine Trauerfeier mit einer übergroßen Trauergemeinde gestalten, füllt seine Pfarrkirche St. Leodegar in Düppenweiler (wo man die selige Blandine verehrt). Es ist ein Abschied von Freunden.


Bilder der Kindheit führen ihn auf den Weg des Priesters. 1938 in Aschaffenburg geboren, macht er Abitur (1959) am humanistischen Gymnasium der Weißen Väter in Großkrotzenburg. Es folgen Studium in Trier, Noviziat in Hörstel/Westfalen, Scholastikat in Totteridge/London, die Priesterweihe in Horb am Neckar 1965. 1966 bis 1982 (mit Zeiten in Dillingen/Saar) lebt er als Seelsorger in Ghana (Navrongo), danach im Saarland, bis zu seiner Ernennung in Düppenweiler 1991. Dort hatte er sich seiner Gemeinde vorgestellt als "weißer Pater mit roten Haaren aus Schwarz-Afrika"... Auch im Ruhestand (seit 2014), verstand er sich als Pfarrer i. R., in Rufweite.


Er war ein Seelsorger, der Spuren hinterließ. 2014 erhielt er die Bürgerplakette der Gemeinde Beckingen für seine Verdienste: die Gestaltung von Kindergarten, Jugendheim, insbesondere die Restaurierung des Innenraumes der außen unscheinbaren Kirche, die in ihrem alten Glanz erstrahlt, mit kostbaren Wandmalereien und Skulpturen, eine neugotische Schatzkammer! Kunst und Kultur lagen ihm am Herzen. Mit Latein, griechisch, altgriechisch, englisch, französisch, italienisch, zwei afrikanischen Sprachen war er vertraut.


Ein Urgestein, unkonventionell, humorvoll war er, was bei kirchentreuen Traditionalisten nicht nur auf Gegenliebe stieß... Er sprach mit derselben Ernsthaftigkeit von Theologie, von Etymologie wie von der Maus in der Küche, die seine Katzen ausgetrickst hatte.


Pater Elbert war Mensch unter Menschen. Man konnte ihn in der Kneipe oder auf Volksfesten antreffen. Er scheute sich nicht, Kette zu rauchen oder eine Büttenrede an Fasching zu halten. Besuchte man ihn im Pfarrhaus, begrüßte er den Gast (2014) vor seinem blühenden Bauerngarten und sprach von vergessenen Pflanzen, begleitet von Gänsen, die alt werden durften, und seinen Katzen Linus und Lina (von denen an einem Sonntag in der "Heiligen Messe" zum Altar stolzierte und sich auf einem Messdiener-Stuhl niederließ)...


Manchmal zeigte Pater Elbert seine Fotos, die er in Afrika gemacht hatte, mit einem wissenden Auge. Sie waren seine persönlichen Zeitzeugnisse, die er mit Notizen zur afrikanischen Kultur versah, zu Wasser als kostbarem Gut, Mutter und Kind als Einheit bei Arbeit und Tanz, zur Architektur (von den Männern erbaut, deren Wände von den Frauen geschmückt wurden), der Afrikanisierung der Kirchen. Man sieht Wehrdörfer, deren Häuser über die Dächer zu erreichen sind, spielende Kinder, Schulmädchen in Uniform (Erbe aus England). Schmuck, Amulette (aus Venedig, mittelalterlich). Er schreibt von Narben in den Gesichtern der Menschen – eine Art 'Personalausweis' eines Stammes. Mit seiner Kamera fängt er die Schönheit einer Frau oder die Weisheit eines alten Mannes ein, den er Abraham nannte; das Foto zeigt Würde, seine Hochachtung vor diesem Menschen, Liebe, Verbundenheit. Auch in Afrika war er Mensch unter Menschen.


Sein Grab wählte er in seiner letzten Heimat, mit Blick auf seine Kirche in Düppenweiler. Am 24. Januar 2020 ist eine besondere Persönlichkeit von uns gegangen, heim gegangen zu seinem Gott.


Monika Bugs

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